Schattenzeichen - Band I
Einst vor langer Zeit, in einer Welt, geformt von prächtigen Dynastien und mächtigen Herrschern, soll ein alter, doch weiser Greis in die Stadt zwischen Lum und Salve gezogen sein, die man heute noch Varrock zu nennen pflegt. Unterschiedlichste Gesichter schritten bereits durch das massive Granittor im Süden der Siedlung, seien es die frommen Gläubigen des heiligen Saradomins, die edlen Gerüsteten des großen Kaisers oder eben die ehrbare Miene des eben genannten alten Mannes. So trug es sich also zu, dass jener Greis geradewegs über den Markt, an Brunnen und Wachen vorbei in Richtung des kaiserlichen Palastes schritt und dort, unterwürfigst, um eine Audienz bei dem kaiserlichen Herren des Landes bat. So geleitete man ihn in den festlichen Saal, in dem das Licht ach so herrlich funkelte in den fein geschmückten Fenstern der, so nannte man sie, Goldenen Halle. Zwischen Bannern und Wachen thronte er nun, Kaiser Vales I. – Herrscher von Misthalin und Bewahrer des Reiches. Der Kaiser fragte sodann den alten Greis, was er wolle… und so erhob sich dieser und schaute mit leerem Blick dem bärtigen Antlitz Vales entgegen. Mit fester und dunkler Stimme sprach er, dass ein Ungetüm aus ältester Zeit drauf und dran sei, seinem Verlies zu entfliehen und seinen jahrhundertelang geschürten Zorn zu entfesseln. Der Kaiser glaubte dem „armen Irren“ nicht… und so geleitete man ihn mit verärgerter Miene und scheppernder Rüstung aus der Halle, auf das er seine verqueren Geschichten für sich behalte und nicht das freudige Volk mit seinen abstrusen Lügen verschrecke. Mit Bedauern schritt der greise Mann die Straße gen Süden entlang und lief, seinem Glück sei es gedankt, dem ehrenwerten Großinquisitor des Kaisers entgegen, der mit allerlei magischen Angelegenheiten des Reiches zu tun hatte. Im Gegensatz zum Kaiser, hörte eben jener Großinquisitor dem fremden Mann aufmerksam zu und beriet eifrig mit ihm darüber, wie man einer solchen Gefahr beikommen könnte, doch die Unterredung blieb zu beider Seiten Bedauern ergebnislos. Was sei es denn für eine Gefahr, die sich von seinen Ketten befreien und Chaos stiften würde? Der greise Mann vermochte keine Antwort zu geben, einzig und allein einen weißen Stein und Samen kramte er unter seiner verschlissenen Kutte hervor und legte ihn dem Großinquisitor tattrig, aber voller guter Dinge, in die Hände. Dies sollte auch der letzte Abend des Weisen sein, denn so wie er hinter der nächsten Biegung verschwand, brachte ihm ein Schlaganfall die letzte Ruhe.