Schattenzeichen - Band III
Welch Glück, dass man nun doch nun lange nicht mehr so unwissend war, doch was gewannen sie letztendlich? Fürwahr war der hoch gewachsene und mächtige Weißdorn ein Gewächs von sonderbarer Schönheit und der fremde Eistein ein Mineral von ungeahntem Wert, doch ein Feind würde sich erheben, sprach der alte Greis vor vielen Jahren – und diese Worte hat der Großinquisitor nicht vergessen, wenngleich dessen Glaube an diese Worte zu verschwimmen begann. Er und alle Zweifler sollten jedoch eines besseren belehrt werden an dem einen Tag, an dem die Erde zu zittern begann und die Schindeln in Reihen von den hohen Dächern der Häuser Varrocks fielen. Das feine Straßenpflaster zog Risse und auch der massive Westwall musste unter der Urgewalt nachgeben. Was vermochte eine solche Kraft besitzen, dass es ein ganzes Land erschüttern konnte? Wie am kaiserlichen Hofe auch gerätselt wurde, es gab keine schlüssige Lösung und so steigerte sich die Unwissenheit in eine leise Furcht vor dem, was aus dem Unbekannten auf das mächtige Reich hin kriechen könnte… in aller Stille und ungehindert daran, den Geist der Bürger zu vergiften. Erst wie die Dunkelheit über die mächtige Stadt einbrach und sich die Manifestion der Finsternis wie ein eitriger Schwall in die Gassen ergoss, wurde ein bedeutsamer Entschluss getroffen. So kam in dies finstrer Stunde der hohe Reichsrat zusammen, um die Gründung einer Gemeinschaft zu beschließen, die sich der Bekämpfung der Finsternis annehmen und die inneren Reihen frei von ketzerischen Mächten halten sollten. So galt jener Abend als die Geburtsstunde des Weißdorn-Ordens, einer Rittergemeinschaft, welche die über die Stadt hereingebrochene Finsternis bekämpfen sollte. Die Inquisition legierte unterdessen Eisen mit dem fremden Eistein, auf dass das neue Metall den schwarzmagischen Hexereien dieser dunklen Macht gewachsen sei. Das Heer suchte unterdessen in den eigenen Reihen nach den tugendhaftesten Kriegern des Reiches, welche alsbald vor Kaiser Vales I. den ritterlichen Schwur ablegten und frisch gerüstet in den unendliche Krieg schritten. Den Rittern des Weißdorn-Ordens gelang es, die Finsternis aus der Stadt zu vertreiben, doch an einem anderen Ort, weit jenseits in den vergifteten Landen Morytanias sollte sich ein mächtigerer Feind erbauen. Für den Anfang war die erste Schlacht zu Gunsten des Reiches geschlagen, doch was würde folgen? Mit was für einem Feind würde es der frisch ins Leben gerufene Orden zu tun haben? Um den vor kurzem kennengelernten Schrecken vollkommen zu erfassen, ging man zunächst dazu über, ihm einen Namen zu geben. Wer oder was es auch immer war, was über die Stadt einbrach, der Orden kannte dieses Etwas sodann unter einem Namen, geformt aus der infernalischen Sprache: Orkus.